Muzak

Muzak
Mu|zak ['mju:zæk ], die; - [engl. Muzac®, wohl in Anlehnung an den Firmennamen Kodak, geb. zu: music = Musik] (Jargon):
[anspruchslose, gefällige] Hintergrundmusik für Büros, Einkaufszentren, Flughäfen o. Ä.

* * *

Muzak
 
[Kunstwort, 'mju:zɑk; eigentlich Muzak Corporation], 1922 als Wired Radio Inc. in Seattle, Washington/USA, zur Kabelübertragung von Musik gegründete Firma, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Hintergrundmusik, funktioneller Musik, spezialisiert hat. 1934 begann sie in Cleveland unter der Bezeichnung »Muzak« mit der Übertragung von Musik über die Telefonleitungen, womit der Grundstein für die effiziente Verbreitung von Hintergrundmusik gelegt war. Muzak versorgt heute via Satellit rund 60000 Abnehmer in 21 Ländern mit Musikprogrammen für Büros, Arbeitshallen, Geschäfte, Schulen, Hotels und Flughäfen und erreicht damit nach eigenen Angaben mehr als 65 Millionen Menschen täglich (Muzak at Work, Werbeprospekt der Muzak Corporation). Insgesamt stehen dafür 5000 Musiktitel in verschiedenen Formaten zur Verfügung, die monatlich um 100 neue, für diese Zwecke eigens bearbeitete Songs erweitert werden. Das hat den Namen Muzak zum Synonym für funktionelle Musik werden lassen, auch wenn inzwischen eine ganze Reihe weiterer Unternehmen dieser Art entstanden sind. Zum wichtigsten Konkurrenten der Muzak Corporation mit einer vergleichbaren internationalen Marktstellung ist die 3M Company (Minnesota Mining and Manufacturing Company) geworden.
 
Das Grundprinzip der Muzak-Programme besteht in der zielgerichteten Anwendung der physiologischen und psychischen Wirkungen von Musik für ganz bestimmte Effekte, für eine Konditionierung des Menschen auf genau definierte Ziele, ohne dass ihm dies selbst bewusst wird. Der kalkulierte Einsatz solcher Hintergrundmusik soll ein Wohlbefinden erzeugen, das mit der Arbeit verbundene Unlustgefühle, psychophysische Schutzmechanismen wie Erschöpfung, Ermüdung usw. sowie rationale Verhaltenssteuerungen abbaut und durch unbewusste und unbemerkte Verhaltensstimulationen in eine gewünschte Richtung ersetzt. Muzak gehört damit in den Bereich des Human Engineering und ist eine Form der manipulativen Beeinflussung des Menschen. Ihre Haupteinsatzgebiete liegen in der Erzeugung einer angenehmen und entspannten Atmosphäre in Flughäfen und Hotels, in der Stimulation von Spontankäufen und der Regulierung der Durchlaufzeiten des Kundenstroms in Geschäften und Supermärkten sowie in der Beeinflussung der menschlichen Leistungskurve am Arbeitsplatz.
 
Entscheidend für die angestrebte Wirkung ist dabei, dass funktionelle Musik nicht bewusst wahrgenommen wird, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen darf, ihr Einsatz andererseits genau dosiert und kontrolliert erfolgen muss, um neutralisierende Gewöhnungserscheinungen auszuschalten. Ihre Hersteller bieten deshalb je nach Verwendungszweck unterschiedliche Programme an, die in der Regel aus fünfzehnminütigen Segmenten zusammengesetzt sind, deren Abspielfrequenz sich nach der beabsichtigten Wirkung richtet (Muzak/München z. B. jährlich etwa 400 verschiedene Programme, bei denen wöchentlich insgesamt rund 3000 Musiktitel zum Einsatz kommen). Sie basieren auf möglichst vertrautem Material aus den verschiedenen Bereichen der populären Musik, das jedoch entsprechend bearbeitet, umarrangiert und neu produziert wird. Die 3M Company etwa erklärt das Grundprinzip so: »Das Prinzip der 3M-Arbeitsmusik liegt vor allem darin, eine unbewusste, von der Arbeit nicht ablenkende Stimulierung zu erreichen. Die Musikstücke werden dem Zweck entsprechend ausgesucht und instrumentalisiert. Ihre Reihenfolge wird so gewählt, dass die melodischen und rhythmischen Elemente optimal wirken« (Werbeprospekt von 3M/Neuß, BRD).
 
Die Bearbeitung der ausgewählten Musikstücke erfolgt streng nach physiologischen Gesichtspunkten. Ihre Länge wird auf zwei bis drei Minuten gekürzt, um einen entsprechenden Abwechslungsreichtum zu erzielen. Sofern die Originalvorlagen Singstimmen enthielten, sind diese durch Instrumente ersetzt, um eine Bindung von Aufmerksamkeit durch den Text zu vermeiden. Der Einsatz der Instrumente erfolgt abgestuft nach ihrem Reizwert; das Klangbild beherrschen Streich- und Holzblasinstrumente, Rhythmus- und Blechblasinstrumente kommen dagegen nur sehr dosiert zur Anwendung. Rhythmus und Tempo richten sich nach den parallel ablaufenden Tätigkeiten, die sie synchronisieren sollen. Die Lautstärke ist in Abhängigkeit vom Einsatzort so gehalten, dass diese Musik stets im Hintergrund bleibt. Dynamische Unterschiede werden zusätzlich noch durch eine Beschneidung der hohen und tiefen Frequenzen auf eine Bandbreite von 40 bis 8000 Hz ausgeglichen, sodass ein gleichförmiges, obertonarmes Klangbild entsteht.
 
Vertrieben werden die so zusammengestellten Programme auf Kassetten, die nur auf die dazugehörigen Abspielgeräte des jeweiligen Herstellers passen. Lediglich die Muzak Corporation ist inzwischen dazu übergegangen, ihre Programme auch aus eigenen Sendezentralen über Satellit und Leitungen der Post direkt an die Abnehmer zu überspielen. Neben den psychophysischen Auswirkungen der funktionellen Musik, die besonders beim Einsatz am Arbeitsplatz Dauerschäden durch die Stimulation zu permanenter Überforderung zur Folge haben kann, den kulturellen Konsequenzen, die sich mit dem weltweiten Einheitssound von Muzak und der Fixierung ihrer Hörer auf eine bloß passive Berieselung durch Musik verbinden, sind es vor allem ethische Gründe, die gegen einen derartigen manipulativen Missbrauch von Musik sprechen.
 
[Kunstwort, 'mju:zɑk; eigentlich Muzak Corporation], 1922 als Wired Radio Inc. in Seattle, Washington/USA, zur Kabelübertragung von Musik gegründete Firma, die sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Hintergrundmusik, funktioneller Musik, spezialisiert hat. 1934 begann sie in Cleveland unter der Bezeichnung »Muzak« mit der Übertragung von Musik über die Telefonleitungen, womit der Grundstein für die effiziente Verbreitung von Hintergrundmusik gelegt war. Muzak versorgt heute via Satellit rund 60000 Abnehmer in 21 Ländern mit Musikprogrammen für Büros, Arbeitshallen, Geschäfte, Schulen, Hotels und Flughäfen und erreicht damit nach eigenen Angaben mehr als 65 Millionen Menschen täglich (Muzak at Work, Werbeprospekt der Muzak Corporation). Insgesamt stehen dafür 5000 Musiktitel in verschiedenen Formaten zur Verfügung, die monatlich um 100 neue, für diese Zwecke eigens bearbeitete Songs erweitert werden. Das hat den Namen Muzak zum Synonym für funktionelle Musik werden lassen, auch wenn inzwischen eine ganze Reihe weiterer Unternehmen dieser Art entstanden sind. Zum wichtigsten Konkurrenten der Muzak Corporation mit einer vergleichbaren internationalen Marktstellung ist die 3M Company (Minnesota Mining and Manufacturing Company) geworden.
 
Das Grundprinzip der Muzak-Programme besteht in der zielgerichteten Anwendung der physiologischen und psychischen Wirkungen von Musik für ganz bestimmte Effekte, für eine Konditionierung des Menschen auf genau definierte Ziele, ohne dass ihm dies selbst bewusst wird. Der kalkulierte Einsatz solcher Hintergrundmusik soll ein Wohlbefinden erzeugen, das mit der Arbeit verbundene Unlustgefühle, psychophysische Schutzmechanismen wie Erschöpfung, Ermüdung usw. sowie rationale Verhaltenssteuerungen abbaut und durch unbewusste und unbemerkte Verhaltensstimulationen in eine gewünschte Richtung ersetzt. Muzak gehört damit in den Bereich des Human Engineering und ist eine Form der manipulativen Beeinflussung des Menschen. Ihre Haupteinsatzgebiete liegen in der Erzeugung einer angenehmen und entspannten Atmosphäre in Flughäfen und Hotels, in der Stimulation von Spontankäufen und der Regulierung der Durchlaufzeiten des Kundenstroms in Geschäften und Supermärkten sowie in der Beeinflussung der menschlichen Leistungskurve am Arbeitsplatz.
 
Entscheidend für die angestrebte Wirkung ist dabei, dass funktionelle Musik nicht bewusst wahrgenommen wird, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen darf, ihr Einsatz andererseits genau dosiert und kontrolliert erfolgen muss, um neutralisierende Gewöhnungserscheinungen auszuschalten. Ihre Hersteller bieten deshalb je nach Verwendungszweck unterschiedliche Programme an, die in der Regel aus fünfzehnminütigen Segmenten zusammengesetzt sind, deren Abspielfrequenz sich nach der beabsichtigten Wirkung richtet (Muzak/München z. B. jährlich etwa 400 verschiedene Programme, bei denen wöchentlich insgesamt rund 3000 Musiktitel zum Einsatz kommen). Sie basieren auf möglichst vertrautem Material aus den verschiedenen Bereichen der populären Musik, das jedoch entsprechend bearbeitet, umarrangiert und neu produziert wird. Die 3M Company etwa erklärt das Grundprinzip so: »Das Prinzip der 3M-Arbeitsmusik liegt vor allem darin, eine unbewusste, von der Arbeit nicht ablenkende Stimulierung zu erreichen. Die Musikstücke werden dem Zweck entsprechend ausgesucht und instrumentalisiert. Ihre Reihenfolge wird so gewählt, dass die melodischen und rhythmischen Elemente optimal wirken« (Werbeprospekt von 3M/Neuß, BRD).
 
Die Bearbeitung der ausgewählten Musikstücke erfolgt streng nach physiologischen Gesichtspunkten. Ihre Länge wird auf zwei bis drei Minuten gekürzt, um einen entsprechenden Abwechslungsreichtum zu erzielen. Sofern die Originalvorlagen Singstimmen enthielten, sind diese durch Instrumente ersetzt, um eine Bindung von Aufmerksamkeit durch den Text zu vermeiden. Der Einsatz der Instrumente erfolgt abgestuft nach ihrem Reizwert; das Klangbild beherrschen Streich- und Holzblasinstrumente, Rhythmus- und Blechblasinstrumente kommen dagegen nur sehr dosiert zur Anwendung. Rhythmus und Tempo richten sich nach den parallel ablaufenden Tätigkeiten, die sie synchronisieren sollen. Die Lautstärke ist in Abhängigkeit vom Einsatzort so gehalten, dass diese Musik stets im Hintergrund bleibt. Dynamische Unterschiede werden zusätzlich noch durch eine Beschneidung der hohen und tiefen Frequenzen auf eine Bandbreite von 40 bis 8000 Hz ausgeglichen, sodass ein gleichförmiges, obertonarmes Klangbild entsteht.
 
Vertrieben werden die so zusammengestellten Programme auf Kassetten, die nur auf die dazugehörigen Abspielgeräte des jeweiligen Herstellers passen. Lediglich die Muzak Corporation ist inzwischen dazu übergegangen, ihre Programme auch aus eigenen Sendezentralen über Satellit und Leitungen der Post direkt an die Abnehmer zu überspielen. Neben den psychophysischen Auswirkungen der funktionellen Musik, die besonders beim Einsatz am Arbeitsplatz Dauerschäden durch die Stimulation zu permanenter Überforderung zur Folge haben kann, den kulturellen Konsequenzen, die sich mit dem weltweiten Einheitssound von Muzak und der Fixierung ihrer Hörer auf eine bloß passive Berieselung durch Musik verbinden, sind es vor allem ethische Gründe, die gegen einen derartigen manipulativen Missbrauch von Musik sprechen.

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Mu|zak ['mju:zæk], die; - [engl. muzak] (Jargon): [anspruchslose, gefällige] Hintergrundmusik für Büros, Einkaufszentren, Flughäfen o. Ä.: Die ... Blueslieder aus dem amerikanischen Süden sind zu Erkennungsmelodien einer globalen Konsumfreude verkommen, einer Art M. für einsame Herzen (Tages Anzeiger 8. 7. 99, 59).

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Muzak{™} — n [U] a system that plays continuous recorded light music in public places, e.g. in restaurants, shops and airports. It was first produced in 1922 by the US Muzak Corporation for use in lifts/elevators to help people to stay calm. Many people… …   Universalium

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